Liebe Aktive,
Können wir „Miteinander“? Ist unsere Gesellschaft bereit für ein selbstbestimmtes Leben, in Harmonie und friedlicher Koexistenz mit den Nachbarn?
Enno Schmidt und Daniel Häni haben in ihrem Dokumentarfilm „Grundeinkommen - Ein Kulturimpuls“ bereits vor knapp 10 Jahren festgestellt, dass es kaum eine Frage der Finanzierbarkeit sein dürfte, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen in absehbarer Zeit unsere Gesellschaft verändert. Sondern dass es vielmehr darum geht, ob wir, die Gesellschaft, bereit sind für die Freiheit und die Eigenverantwortung, die ein bedingungsloses Grundeinkommen mit sich bringt. Die Behauptung, keiner würde mehr arbeiten gehen, ist untragbar. Das zeigen zahllose Studien, Statistiken, Interviews und der eigene Blick nach innen. Aber in einer Gesellschaft, die auf Basis von Selbstbestimmung funktionieren möchte, benötigen wir nicht hauptsächlich die blinde Maloche von 8 bis 17 Uhr. Sondern wir müssen uns auf Menschen und Ideen stützen, die im Sinne der Gemeinschaft denken und handeln. Dies bedeutet für viele sicherlich einen Prozess des Umdenkens. Allzu leicht war es, die Verantwortung an der Stechuhr abzugeben und allen zu erklären, mit dem Rennen im täglichen Hamsterrad sei man seinen Bürgerpflichten vollumfänglich nachgekommen.
Kleine, selbstverwaltete Gruppen kennen wir schon aus den 68er-Kommunen. Diese sind dann zwischenzeitlich belächelt worden und fast komplett von der Bildfläche verschwunden, als die „Generation Golf“ zwischenzeitlich das Regiment übernahm und sich, nicht nur in Deutschland, als eher apolitische, hedonistische, unkritische ego-Gesellschaft etablierte, die ihren Wohlstand sowie den Genuss und die Mehrung desselben zum zentralen Thema machte. Der Einsatz von Ellbogen zur Wahrung eigener individueller Interessen stand hoch im Kurs. Die Generation Y hingegen besinnt sich auf die Chancen, die sich für die eigene Entfaltung durch aktives Mitmachen in kleinen Gruppen ergeben. Das Wohnprojekt „13 Hektar Freiheit“ in Mannheim beispielsweise repräsentiert diese Renaissance des Gemeinschaftsdenkens und repräsentiert ein Gesellschaftsmodell der Zukunft, das hier und jetzt in der Gegenwart getestet und gelebt wird.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich auf Einladung des Wohnprojektes ein Abend mit Impulsreferat und Fragerunde ergab, der mir viel Spass gemacht hat. Konnte ich doch mit einer gewissen Genugtuung feststellen, dass die Vision des Bündnis Grundeinkommen von einer auf Basis der Selbstbestimmung und des Mitdenkens für alle anderen funktionierenden Gesellschaft in diesem und in ähnlichen Projekten konkret gelebt wird. Das Experiment in einer alten Kaserne am Stadtrand von Mannheim scheint gut zu funktionieren und ich durfte viele positive, weltoffene Menschen kennenlernen, die uns die Zukunft vorleben. Man hat hier verstanden, dass Freiheit nicht nur ein Bürgerrecht darstellt, sondern auch eine Verantwortung. Dass jeder Mensch gut daran tut, nicht nur an seinen eigenen Wohlstand zu denken. Und dass man innerhalb einer Gruppe selbstbestimmter Menschen viele grosse Alltagsbrocken aus dem Weg räumen kann, die das einzelne Individuum vor unlösbare Probleme stellen. Der gemeinsame Abend hat Mut gemacht, darauf zu vertrauen, dass im Großen möglich ist, was im Kleinen hier bereits umgesetzt worden ist, nämlich Verantwortung für uns und unsere Gesellschaft selbstbestimmt zu übernehmen.
Euer
Diogenes von der Töss
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